23 Dec 2014

LIVING WITH THOMAS HOYT DRAKE

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Thomas Hoyt Drake ist ein 75-jähriger Hippie und begeistertes Mitglied bei couchsurfing.com.

Couchsurfing ist eine Website, die wir während unserer Reise häufig benutzen wenn wir an einem Ort nur für ein paar Tage bleiben wollen. Man meldet sich an und sucht nach sogenannten „hosts“ (Gastgebern) in den Städten, die man besichtigen möchte. Jedes Mitglied hat ein eigenes Profil mit Fotos und Informationen zur Person, sodass man sich aussuchen kann wen man gerne kennen lernen würde und diesem dann eine Couchanfrage schickt. Für ein paar Nächte lassen sie uns bei ihnen schlafen, nehmen sich in der Regel ein bisschen Zeit um uns die Umgebung zu zeigen oder anderen Freunden vorzustellen. Im Gegenzug machen wir dasselbe wenn wir daheim sind, haben Leute zu Gast oder zeigen ihnen unsere Heimatstadt. Wir lieben Couchsurfing, da es die ideale Möglichkeit ist neue Freundschaften in aller Welt zu schließen, Orte aus der Sicht der Anwohner und nicht als Tourist kennenzulernen und sich Geld für Hotels und teures Essen zu sparen. Couchsurfer sind in der Regel weitgereist und sehr weltoffen, haben viele Geschichten zu erzählen und interessante Weltansichten. Die meisten Leute haben Zweifel wenn wir ihnen erzählen, dass wir bei fremden Leuten wohnen, die wir über das Internet kennengelernt haben. Couchsurfing ist jedoch weitestgehend sicher. Wenn man möchte kann man sich verifizieren lassen, indem man einmalig 20 Dollar zahlt und die Website daraufhin überprüft, ob man wirklich existiert. In jedem Profil gibt es Feedback von anderen Couchsurfern, die schreiben wie es war mit dieser Person zu leben, bzw. Zeit mit ihr zu verbringen.

Ein paar Wochen bevor wir nach Neuseeland gekommen sind haben wir eine Art universale Couchanfrage geschickt, die an alle Kiwis ging. Die erste Antwort kam von Hoyt auf Waiheke Island. Mehr als 150 Reisende wohnen jedes Jahr mit ihm, sei es nur für ein paar Nächte oder manchmal sogar mehrere Monate lang. In seinem Profil schreibt er er lebe sehr umweltfreundlich, esse bewusst gesund, habe aber nur ein Plumpsklo. Warum nicht?, haben wir uns gedacht, klingt gut und Waiheke sieht aus als wäre es einen Besuch wert.

In unserer ersten Nacht müssen wir auf dem Boden schlafen, da Hoyt neben uns noch vier weitere junge Leute bei sich surfen lässt – eine Amerikanerin, eine Argentinierin und ein Paar aus Uruguay. Wir alle leben in einer Hütte, die ein bisschen ab von der Straße in einem kleinen Wäldchen liegt. Wie vorgewarnt gibt es keine funktionierende Toilette oder Dusche, denn Hoyt erledigt seine Geschäfte in freier Natur und wäscht sich via „bottle shower“ (Flaschendusche). Er füllt Regenwasser in Plastikflaschen und lässt diese in der Sonne erwärmen, nimmt sie anschließend mit zum Strand und schüttet sie sich nach dem Schwimmen im Meer über. Für uns kommt das eher weniger in Frage, wenn man sich Amunas Haare anschaut (ein paar Flaschen Wasser würden niemals reichen, um sie zu waschen), deswegen gewöhnen wir uns an im Sportgelände auf der Insel zu duschen. Dort ist das Wasser sogar warm und es ist jedes Mal ein Abenteuer zu hoffen, dass nicht gerade die Trainingszeit des Rugbyteams ist wenn wir gerade in der Dusche sind. Da es ein verhältnismäßig weiter Weg dorthin ist duschen wir uns zugegebenermaßen nur wenn es absolut nötig ist.

Auch das Essen ist gewöhnungsbedürftig. Während das Frühstück genau unserem Geschmack entspricht, Obst mit Haferflocken und Saft, finden wir bald heraus, dass es nur ein anderes Gericht gibt und das für jede Mahlzeit. „Page 45“ nennt es Hoyt und zeigt uns wie man es kocht: schwarzer Reis und schwarze Nudeln werden mit Karotten und Tomaten gekocht und etwas gewürzt. Um Energie zu sparen wird nur einmal ein großer Topf gekocht, der dann für die nächsten Tage ausreichen muss und auch nicht mehr aufgewärmt wird. Dazu gibt es rohes Gemüse, indisches Fertigessen aus dem Asiashop, Fisch aus der Dose und gutes deutsches Brot vom Samstagsmarkt mit Kokosnusscreme. Durchaus gesund und lecker, nur nicht jeden Tag als Mittag- und Abendessen. Es wird niemals etwas übrig gelassen, Hoyt isst alle Reste und leckt die Teller ab bis sie blitzblank sind.

Wir essen immer alle zusammen und gleich viel und teilen uns die Arbeit, ein paar machen das Essen, ein paar räumen danach auf und spülen ab. Jedoch nicht mit Spülmittel, denn das gibt es nicht in Hoyts Haus, sondern schlichtweg mit einer Bürste. Wenn man umweltfreundlich lebt darf man nicht „etepetete“ sein. Das gilt nicht nur für das Essen, sondern auch für die Straße. Er nimmt sich Zeit und zeigt uns die wunderschöne Insel, versteckte Strände und kleine Wanderwege, aber wann immer wir Müll auf dem Boden sehen müssen wir ihn aufheben und wegwerfen. Zufällig ist genau wenn wir ankommen die Sperrmüllwoche, die es nur alle zwei Jahre gibt. Hoyt ist im Paradies, weil es so viel Wiederverwertbares zu finden gibt und manches davon tatsächlich noch gut zu gebrauchen ist (zum Beispiel alte Radios, die vom Besitzer durch teure Stereoanlagen ersetzt worden sind, eigentlich aber noch prima funktionieren). Was nicht passt wird passend gemacht und wenn möglich repariert. Dementsprechend vollgefüllt ist sein kleines zu Hause mit allem Möglichen Krimskrams.

Natürlich sparen wir auch an Strom und so wird das Internet nur abends angemacht, wenn alle es gleichzeitig benutzen. Lichter sind auf dem Minimum und brennen nie unnötig und da wir auch nicht heizen müssen die Türen und Fenster allzeit geschlossen sein, um die Wärme im Haus zu behalten.

Das Resultat eines mit Dingen vollgestopften und mit Teppichen ausgelegten Hauses, indem selten gelüftet wird, ist sehr viel Hausstaub. Amuna ist dagegen allergisch und so ziehen wir nach einer ereignisreichen Woche wieder aus, haben jedoch viel darüber gelernt im Alltag Strom und Wasser zu sparen.


Thomas Hoyt Drake is a 75 year old hippy and dedicated member 
of couchsurfing.com.

Couchsurfing is a website which we use a lot on our travels. You sign up and search for hosts in the places you would like to visit. Every member has a profile showing pictures and providing information about themselves so that you can decide who you would like to meet and just send them a couch request. Usually they will let you stay for a couple of nights and maybe even find time to show you around their hometown or introduce you to some of their friends. Couchsurfers are mostly very open and well-travelled people who have lots of crazy stories to tell and interesting views on the world. We love this webpage as it allows us to discover places from a local’s point of view rather than just being a tourist whilst saving money and finding friends all over the world. In exchange we will host travellers when we are at home and show them around. When we tell our friends and family about couchsurfing they often worry about us staying with strangers who we have met on the internet, but it is quite a safe system. Once you have signed up you get the chance to verify your account by paying 20 dollars which will be used to check if you are an existing person. There is also a feedback section on every profile in which people write comments about their experience surfing or hosting others.

A few weeks before arriving in New Zealand we made a public couch request which could be seen by all kiwi couchsurfing members. Since we want to see as much of the country as possible we did not really care where we would go. Hoyt was the first to respond and invite us to stay with him on Waiheke Island. He hosts more than 150 travellers a year that sometimes only stay for a few nights and sometimes move in with him for even months. In his profile he writes that he has an environmentally friendly lifestyle, eats super healthy and uses a drop loo rather than a normal toilet. Why not?, we think, should be interesting and definitely worth a visit.

In our first night we end up sleeping on the floor, because there are four more people surfing with us – an American, a girl from Argentina and a couple from Uruguay. We are all living in a hut besides the road and we literally do not have a flushing toilet or a shower. Hoyt usually fills plastic bottles with water and leaves them in the sun to heat up, then he takes them to the beach and has a bottle shower after swimming in the sea. We cannot do that, especially Amuna cannot wash her immense hair with water bottles so we have to go to the sports centre where it is rather exciting to shower and hope not to have picked the rugby team’s training times. Since the centre is quite far away we only shower when it is absolutely necessary.

Another habit that we have to adjust to is his way of eating. Whereas we love the daily breakfast which consists of oats with juice and fruit, we are struggling with the other meal. Every lunch and every dinner are a full plate of “page 45”, Hoyt’s speciality of black rice and noodles cooked with tomato and carrots. Since he is saving energy as much as possible a huge portion is cooked once and we have it cold for every meal until it is all finished. Side dishes are raw vegetables, readymade Indian food, canned fish and delicious German bread with coconut cream. Very healthy indeed! Nothing ever gets left behind, Hoyt makes sure the plates look like they are new when we are done eating by licking them until they are “shiny”.

We always eat together and everyone gets the same amount of food. Work is split into some of us preparing the meals and some of us cleaning up afterwards. Because we do not have any washing liquid, we simply scrub the plates with a brush. Living environmentally friendly is nothing for fussy people, whether it is at home or on the streets. Hoyt shows us around his lovely island, takes to hidden beaches and little hiking tracks and whenever we see litter on the floor we have to pick it up and throw it away. It so happens that in the week we arrive on Waiheke everybody leaves all their bulk rubbish in front of their houses to be taken away. Since they only do it once in two years Hoyt is in heaven, looking for stuff that can be reused. And some of it actually can, like old radios that only need a little bit of repairing to work well again. You can imagine how full of lost things his house is.

As a result of saving energy we only switch on the internet in the evenings, when everybody is using it at the same time. Lights cannot left switched on when nobody is in the room and doors must always be closed to keep the warmth in, because we are not using heaters and it gets really cold at night.

However, Amuna is allergic to dust and becomes ill so that we leave Hoyt’s place after a week. Even so, we are grateful for having learned a lot about saving water and energy in our everyday lives.
 






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